Zwischen Selbstverherrlichung und Aufarbeitung
Vielleicht haben einige schon vom Tal der Gefallenen gehört. Meistens erkennt man es von der Straße aus an einem 150m hohen weißen Steinkreuz, das wie eine Mahnung an alle Ungläubigen auf einem Berg thront. Nein, es ist kein Relikt aus Zeiten der Kirche oder gar der Inquisition, es ist ein von Fransesco Franco veranlasstes Denkmal für Gefallene während des Bürgerkriegs Spaniens und gleichzeitig seine Grabstätte.
Wenn ihr es auch mal besuchen solltet, werdet ihr sicherlich auch dieses beeindruckende, aber zugleich mulmige Gefühl verspüren. Dieser Eingangsbereich für sich ist größer als so manch eine Kirche. In den Stein hinein gehauen, geschaffen für die Ewigkeit könnte man meinen. Doch im Moment fragt sich sicherlich der ein oder andere, was ich euch überhaupt erzählen möchte, besser gesagt worüber. Eigentlich nur über eine in den Berg gearbeitete Kirche, die jeden Tag um dieselbe Zeit einen kurzen Gottesdienst feiert, 30.000 Gefallene beherbergt und noch zwei namentlich erwähnte Tote. Nichts Besonderes oder?
Tja, leider etwas daneben. Dieser Ort ist für manche fast ein Walfahrtsort, wie es mir scheint, und für manche ein Ort, der längst hätte verändert werden müssen. Und bei all dem geht es eigentlich „nur“ um zwei Personen. Wie oben genannt der Diktator Fransesco Franco und der Gründer, der für Franco wichtigen Partei Falange Antonio Primo de Rivera.
Als ich gehört habe, dass ein Diktator in so einem Monument bestattet wurde, machte sich bei mir erstmal Unmut breit. Natürlich muss man beachten, dass Franco den Bau schon recht früh beginnen ließ (nämlich schon 1940) und er nicht von der Spitze weggeputscht wurde, sondern einfach 1975 im Alter von 82 verstarb.
Nach seinem Tod übernahm der von Franco schon lange vorher eingesetzte Nachfahre der königlichen Familie Bourbon-Anjou Juan Carlos, der das Land in den folgenden Jahren in einen monarchistisch-demokratischen Staat umwandelte.
Ja, all das ist ganz toll, doch was hat das jetzt direkt mit Franco zutun meinen manche. Die Diktatur Francos wurde in Spanien jahrzehntelang nicht aufgearbeitet, weil erstens niemand richtiges Interesse daran hatte, zweitens es weiterhin relativ viele Anhänger Francos Regierung gab und teilweise bis heute gibt und drittens ein Totschweigen um einiges bequemer wäre, so die Meinung vieler.
Doch solangsam mit einer neuen Generation, die nie Franco erlebt hat, wächst das Interesse an einer umfassenden Aufarbeitung der 36 Jahre andauernden Diktatur. Wo es Befürworter gibt, gibt es auch Gegner. Die Anhänger Francos sind gegen diese Aufarbeitung, da es ja nicht wirklich irgendwelche Gräueltaten oder ähnliches gegeben hätte, die aufgearbeitet werden müssten.
Offiziell soll sogar noch in diesem Jahr eine Exhumierung Francos stattfinden um ihn in das Familiengrab zu verlegen. Anscheinend ist der neuen sozialistischen Regierung der Kult um Franco an dieser Stelle zu groß geworden.
Eine Aktion um jegliche Verherrlichung der Diktatur zu vermeiden? Ja. Notwendig?Vielleicht.
Allgemein ist es momentan ein sehr sensibles Thema und gleichermaßen hochpolitisch. Deshalb bitte ich an dieser Stelle die Parteien/Politiker diese Streitereien nicht auf dem Rücken eines Toten auszutragen, denn das wäre eine wirkliche Schande. Jeder Tote verdient mindestens ein wenig Respekt, egal was er getan haben soll oder nicht getan haben soll.