Spanienfahrt!- der Schulleiter im Interview

Spanienfahrt!- der Schulleiter im Interview

Wie haben Sie sich die ganze Busfahrt lang beschäftigt?

Herr Hanneken: Ich habe viel gelesen, war aber auch in Kontakt mit anderen. Da ich ja im Krankenbus unterwegs war und wir etwas mehr Platz hatten, konnten wir uns gut unterhalten. Nachts habe ich auch etwas Schlaf gefunden. An den Haltestellen gab es dann immer etwas mit den anderen Bussen zu klären.

Was war für Sie persönlich das schönste bzw. das schlimmste Ereignis?

Herr Hanneken: Beides hängt sogar recht eng miteinander zusammen. Das war sicherlich die Messe in der Almudena Kathedrale in Madrid am Sonntag, es war wirklich das für mich beeindruckendste Erlebnis, weil das alles irgendwie immer auf Messer Schneide war, ob das auch funktioniert. Sehr beeindruckend war für mich auch der Kardinal, der auch menschlich sehr präsent ist. Aber ich hatte auch ein mulmiges Gefühl, denn der Termin wurde verschoben, der Kardinal war nicht sofort da und auch, dass wir mit 2000 Personen vor dieser Kathedrale gewartet haben, was dank eurer Disziplin funktioniert hat. Natürlich waren das auch so kleine Erlebnisse wie die Veranstaltung abends mit der Schulgemeinschaft, wenn es dann für einen Moment still wurde, ein Gebet gesprochen wurde… das sind einfach Dinge, die einen auf jeden Fall berühren; und das ist etwas, was mir auch die Haltung der Handruper Schüler deutlich gemacht hat.

Haben Ihnen die anderen Schulfahrten im Vergleich besser oder schlechter gefallen?

Herr Hanneken: Ich habe vorher erst eine andere Fahrt begleitet und ich finde, jede Fahrt hat ihre Besonderheiten, sowohl die Griechenlandfahrt als auch die jetzige Spanienfahrt. Jede Fahrt prägt einen anders und jede hat so ihre eigene Dynamik. Besonders bei der Spanienfahrt war natürlich die Begegnung mit den Spaniern. Deshalb möchte ich nicht zwischen besser und schlechter entscheiden, sondern kann nur sagen, dass jede Fahrt anders war.

Bekommen Sie überhaupt mit, was Ihre Schüler während einer solchen Spanienfahrt „treiben“ , wie z.B. das Abrasieren von Haaren wegen einer Wette?

Herr Hanneken: Ja, ich bekomme so etwas mit, aber erst wenn es soweit ist. Ich habe mich ja auch gefragt, warum einige auf einmal einen kahlen Kopf hatten und dann wurde mir schon berichtet, woran das lag. Andererseits bekommen Lehrer insgesamt mehr mit, als Schüler manchmal meinen. Ich muss aber auch nicht alles mitbekommen, das wäre auch nicht mein Verständnis von Schulgemeinschaft. Damit hängt zusammen, dass so etwas grundsätzlich nicht ohne Vertrauen geht- oder Risikobereitschaft, je nachdem, wie man das betrachtet.

Warum gibt es überhaupt eine solche Schulfahrt?

Herr Hanneken: Darauf kann man mehrere Antworten geben, weil wir ja inzwischen auf eine Geschichte von Schulfahrten zurückschauen, denn bei der ersten Fahrt wäre die Antwort wahrscheinlich anders ausgefallen, als jetzt. Bei der ersten Fahrt war es die Idee, einmal so etwas zu machen, dann bei der zweiten Fahrt ging es um die Seeligsprechung des Ordensgründers Leo Dehon, die dann aber aufgrund des Todes unseres damaligen Papstes nicht stattfand. Aus diesem historischen Ereignis für unsere Schulgemeinschaft ist dann der Wunsch entstanden, dass jeder unserer Schüler eine solche Fahrt erleben darf.

Ist schon wieder eine Schulfahrt in Aussicht?

Herr Hanneken: Nein, überhaupt nicht. So eine Schulfahrt ist etwas, das mit der Zeit wachsen muss, irgendwann setzt man sich wieder zusammen und bespricht, ob wir so etwas noch einmal machen wollen. Erst einmal war es das jetzt und wir müssen etwas machen, um den Schulbetrieb wieder ans Laufen zu bekommen, Unterrichten und all diese Dinge. Vielleicht ist es auch so, dass andere Ideen auftauchen, vielleicht wollen wir als Schulgemeinschaft noch andere Dinge verwirklichen.

Gibt es im Rückblick auf die Fahrt auch Kritisches anzumerken?

Herr Hanneken: Einiges sicherlich. so etwas kann nicht klappen, ohne dass irgendwo Sand im Getriebe ist, dass man Kritisches anmerken muss. Wir haben viel Planung darauf verwendet, das Treffen mit den Spaniern attraktiv zu machen. Dieses Treffen setzt auch eine gewisse Disziplin voraus, die wir am ersten Abend ein bisschen vermisst haben. Außerdem war es bei den Workshops bis zum Schluss nicht ganz klar, wie und wo diese stattfinden sollte, obwohl wir extra da waren, um uns das anzusehen. Ich habe auch gehört, dass bei manchen Workshops durchaus keine wirklich gute Mischung zwischen Spaniern und unseren Schülerinnen und Schülern stattgefunden hat, wie es eigentlich gedacht war. Das waren aber nur kleine Probleme, die wir bewältigen konnten. Vom Grundereignis war es stimmig, auch wenn manche Schüler oder Schülerinnen bzw. die Eltern fanden, dass es vielleicht ein bisschen viel Programm für sie war und man mehr Freizeit und erholsamere Fahrten gebraucht hätte.

Halten Sie die deutsch-spanische Begegnung für gelungen, obwohl einige Spanier eher unter sich geblieben sind?

Herr Hanneken: Trotz dieses kleinen Einwandes wohl, denn es gab auch echte Gemeinamkeiten. Ich war dabei, als sie ankamen, ich habe gesehen, wie sich die Schüler begrüßt haben, weil sie schon über E-Mail Kontakt zueinander hatten. Es gab viel Herzlichkeit und gemeinsames Tun, sodass sich das durchaus mischte. Es waren auch, wenn ich jetzt an die Vollverammlung denke, Aspekte vertreten, die sehr schön waren, wie z.B. die musikalische Gestaltung beim Gottesdienst. Für diese drei Tage, die wir ja nur hatten, war es wirklich eine ganze Menge. Man braucht eigentlich ein bisschen mehr Zeit, um eine wirkliche Freundschaft aufzubauen. Aber als ich dabei war, wie sich Leute voneinander verabschiedet haben, mit welcher Herzlichkeit, als ob sie schon Jahre miteinander zugebraucht hätten, dann ist da auch etwas gewachsen, etwas Schönes. Natürlich hatten manche Leute auch etwas Pech, dass das mit dem E-Mailkontakt nicht funktioniert hat, auch wenn Frau Dresselhaus alles geplant hatte. Aber wie hoch hängt man dann also die Messlatte? Trotz der organisatorischen Schwierigkeiten vorher, meine ich, muss man die positiven Dinge sehen und so glaube ich, dass es wirklich ein gelungener Austausch war.

Was war der erste Gedanke, der Ihnen in den Kopf kam, als Sie von den angeblichen Mängeln des Höffmann-Reiseunternehmens hörten?

Herr Hanneken: Tatsächlich der, dass ich mir das nicht vorstellen konnte, weil das Unternehmen Höffmann eigentlich auf diese Qualität Wert legt und deshalb auch so erfolgreich ist, vielleicht auch durch unsere Schulfahrten, da wir mit die erste Schule waren, die solche Fahrten gemacht hat. Und auch während unserer Fahrt habe ich immer wieder erlebt, dass Sicherheit schon Priorität besitzt. Natürlich tat mir auch diese Schule in Gelsenkirchen leid, die stundenlang warten müsste, bis sie losfahren konnte. Meiner Wertschätzung, was den Verdienst der Firma Höffmann angeht, tut das keinen Abbruch.

Sind Sie froh, dass die Spanienfahrt vorbei ist?

Herr Hanneken: Ja, denn ich bin vor allem froh, dass die Verantwortung nicht mehr da ist, und es ist ja auch etwas sehr Schönes, nach einer solchen Reise wieder nach Hause zu kommen, besonders, wenn eine so freudige und euphorische Stimmung herrscht. Ich war zwar auch froh, dass alle wieder heil zurückgekommen sind und nichts wirklich Schlimmes geschehen ist. Es ist auch schön, dass der Stress und die ganze Planung vorbei waren. Es war aber auch schön, ein Jahr von solch einer Fahrt bestimmen zu lassen, die Vorfreude schon zum Gesamtunternehmen zu spüren.

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